Vertiefung in der Traumatologie Teil1

Welche Arten und Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung (Teil 1: Milchgebiss)

Im Milchgebiss gibt es wie im bleibenden Gebiss verschiedene Arten von Zahnunfällen. Es kann sich um die ganze Zahnkrone handeln, die abbricht oder nur um kleine oberflächliche Absplitterungen.

Hierbei können unkomplizierte von komplizierten Zahnkronenfrakturen unterschieden werden.

Um komplizierte Zahnkronenfrakturen handelt es sich, wenn das innere des Zahnes, das Zahnmark mit Nerv, mit betroffen ist. Je nach Ausprägung stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Einerseits kann das Zahnmark mit Füllungsmaterial abgedeckt werden oder das obere infizierte Zahnmark kann entfernt werden. Im ungünstigsten Fall kann es sogar zum Verlust des Zahnes kommen.

Bei den unkomplizierten Zahnkronenfrakturen ohne Beteiligung des Zahninneren sind die Therapieoptionen etwas einfacher. Bei kleinen Abplatzungen muss unter Umständen gar nichts gemacht werden beziehungsweise eine geringfügige Glättung. In anderen Fällen kann eine Füllung oder eine künstliche Zahnkrone als Therapie gelten.

Manchmal entstehen auch Brüche und Risse, die sowohl die Zahnkrone als auch die Zahnwurzel betreffen. In diesem Fall ist die Entfernung des Milchzahnes die einzige Lösung.

Bei Brüchen nur im Bereich der Zahnwurzel gibt es verschieden Optionen des Eingriffs. Bei starker Lockerung des oberen Zahnteils wird dieses entfernt, der untere Zahnteil kann ggf. belassen werden. Bei guter Mitarbeit des kleinen Patienten und geringer Lockerung des oberen Zahnteils kann dessen Zahninneres mit einer sogenannten „Wurzelkanalbehandlung“ behandelt werden und mit einer kleinen Schienung an den Nachbarzähnen befestigt werden.

Zudem kann es auch zu Verletzungen des Zahnhaltapparates ohne/mit Lockerung des Zahnes kommen (Konkussion/ Subluxation). Eine regelmäßige Kontrolle sowie die ersten zwei Wochen weiche Kost sind angeraten. Nimmt die Wurzel im Zeitverlauf Schaden muss der Zahn ggf. später entfernt werden.

Lockert sich der Zahn durch einen Unfall stärker und steht sogar ein bisschen aus dem Zahnfach heraus, was man Extrusion nennt, ist eine Zahnentfernung bei mehr als 1-2 mm die einzige Therapie im Milchzahngebiss.

Ist der Zahn durch den Zahnunfall gelockert, kann es auch sein, dass dieser in das Zahnfach hineingedrückt wird. In diesem Fall kann bei Kleinkindern, wenn das Zahnsäckchen des neuen bleibenden Zahns nicht betroffen ist abgewartet werden (2-4 Monate); sollte das Zahnsäckchen des bleibenden Nachfolgers gefährdet sein und das Kind schon älter, findet eine vorsichtige Zahnentfernung statt, damit der neue Zahn durchbrechen kann.

Des Weiteren besteht noch die Möglichkeit, dass sich der Zahn im Zahnfach komplett verschieben kann durch einen Zahnunfall. Regelmäßige Kontrollen sind im Fall angeraten, wenn keine Kontaktstörung zum Gegenzahn besteht, der Zahn zum Gaumen hin verschoben ist und er noch relativ fest verankert ist. Eine Zahnentfernung sollte dann stattfinden, wenn Kontaktstörungen bestehen, der Zahn zur Lippe hin verschoben ist oder die Gefahr besteht, dass dieser eine Lockerung hat und verschluckt werden kann.

Sollte der Zahn komplett aus dem Mund heraus sein, wird der Milchzahn nicht wieder eingesetzt und die Situation so belassen.


Quellen: Frühjahrstagung Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde 2016, Memorix Zahnmedizin (Hrsg. Thomas Weber)
Bildquellen: Wikipedia

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